Margarete van Marvik

- Gefangen im Selbst - im Ich - wie die Worte eines Gedichts - 

Leseprobe

 Wie ein Blatt im Wind


Anita liebt es morgens alleine durch den Wald zu joggen. Den Frühnebel im  Herbst mag sie besonders gerne. Denn das gibt ihr das Gefühl durch Watte zu laufen und das macht sie frei. Sie genießt das lautlose Aufsteigen des Nebels aus der dampfenden Walderde. Hier in der Stille der Natur kann sie Energie für den kommenden Tag tanken. Die Welt ist in diesen ruhigen Momenten, alleine mit sich, noch heil und friedlich. Stress und Ärger haben keinen Platz.
Sie  fröstelt. Es ist so früh am Morgen doch noch sehr frisch und der erste Reif des Herbstes liegt noch über allem.
Anita ist eine junge ehrgeizige Frau und lebt in einem kleinen Dorf im Harz.
Sie ist mittelgroß, schlank und sportlich. Ihr dunkelblondes Haar, das sie symmetrisch zu einem Bob geschnitten trägt, passt gut zu ihrem ovalen Gesicht. Sie hat strahlend blaue Augen unter langen geschwungenen Wimpern, eine gut proportionierte Nase und einem sehr anziehenden Mund mit vollen Lippen. Das Muttermal oberhalb des rechten Augenlids verleiht ihr eine besondere Note und macht sie unverkennbar. Sie ist eine sehr attraktive hübsche Frau voll Elan.
Kleider und Kostüme mag sie allerdings nicht. Am liebsten kleidet sie sich locker und leger. Besonders gerne trägt sie Jeans und Lederjacke. In der Kanzlei Schmidt und Schmitz lässt es sich allerdings nicht vermeiden entsprechende Businesskleidung zu  tragen. Zur Auflockerung  ergänzt sie ihr Outfit zu gerne mit bunten  Schleifen im Haar. Pink und grelle Blautöne sind dabei ihre erste Wahl.
Anita besitzt einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ist zu Jedem fair.  Deshalb wird von Kollegen und Chefs gleichermaßen geachtet und respektiert.

Die Hälfte ihrer Joggingrunde hat sie hinter sich gebracht und legt wie immer an ihrer Lieblingsbank, am Ausgang des Wäldchens, eine kurze Pause ein. Sie trinkt etwas Wasser und macht ein paar Dehnübungen. Ein kleines buntes Blatt von einem der Bäume ringsum segelt neben ihr zu Boden.
Automatisch greift sie danach und steckt es, ohne nachzudenken, in ihre Tasche.

Es raschelt leise. Erschrocken dreht sie sich um und registriert gerade noch, wie ein dunkles Etwas an ihr vorüber huscht. Ihr ist unheimlich zu Mute hier so ganz alleine bei der Bank am Waldrand.
Langsam bewegt sie sich in Richtung des Dorfrandes weiter und sucht dabei immer noch mit den Augen den Wald nach dem geisterhaften Etwas, das sie erschreckt hat, ab. Plötzlich stolpert sie über ein Hindernis, das unerwartet vor ihren Füßen aufgetaucht ist. Ihr Schrei durchdringt den Wald.

Die gebrochenen Augen einer jungen Frau starren sie fast vorwurfsvoll an. Das
Gesicht ist zerschnitten, die Haare grob bis auf die Kopfhaut geschoren und an der linken Hand hat sie eine blutige Wunde, da wo sich vorher der Ringfinger befunden hat. Das Blut in dem Gesicht der Frau und an ihrer Hand ist bereits trocken und hat eine bräunliche Farbe angenommen.
Anita hat das Gefühl, als würde sie eine riesige Faust hart in den Magen schlagen.
Unweigerlich muss sie sich zitternd und würgend, neben der geschundenen Frau, erbrechen. 

Als sie sich endlich wieder im Griff hat, tastet sie wie unter Zwang, nach dem Puls des leblosen Körpers vor sich. Doch sie weiß eigentlich schon, dass das nichts mehr bringt, nichts mehr bringen kann. Es ist hoffnungslos! Die junge Frau ist tot.